Jakob Roepkes Bildtafeln als Bühne, Traum und Rätsel:
Vor fast 20 Jahren fand der Berliner Künstler Jakob Roepke in einer verlassenen Villa in einem Taunus-Kurort ein zerfleddertes Buch. Dieses Buch vom Ende des 19.Jhdt. mit dem Titel „Methodische Körperstählung“ enthielt eine Anzahl verwaschener Schwarz-Weiss-Fotos von miteinander rangelnden Männern in schlecht sitzenden Anzügen und sollte von nun an die Quelle eines umfangreichen, über Jahre bearbeiteten Werkes von mittlerweile über 1000 kleinen Bildtafeln sein.
Wie auf einer Bühne zeigen Figuren oft nur eine einzige, dadurch exemplarisch wirkende, Handlung. Man sieht Szenen, deren thematische Spannbreite von der Darstellung banaler Alltagsgeschehen bis zu suggestiver Traumhaftigkeit reicht.
Die Figuren in den Bildern (Menschen wie Tiere) zeigen exemplarisch die vielen Fazetten des menschlichen Ichs, sie spielen verschiedene Einstellungen zur Welt durch: Es gibt die „Obstaklisten“, die sich selbst und anderen im Wege ,es gibt die Ignoranten und Schläfer, die Beobachter und Visionäre, die Erfinder, die Dulder und die Kämpfer, die Träger und die Jongleure.
Bei näherem und wiederholtem Hinsehen ergeben sich viele Deutungsmöglichkeiten. Dass die nur scheinbar eindeutigen Darstellungen gerade keine eindeutige Lesart vorgeben, sondern bewusst auf Ambivalenzen und Bedeutungsvielfalt zulassen, lässt ihren Reiz auch beim wiederholten Hinsehen nicht erlöschen.
Merle Eisenberg,2013
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Über Jakob Roepkes Serie von Bildtafeln
von Merle Eisenberg, 2013
Seit 1996 arbeitet Jakob Roepke an seiner Serie kleinformatigen Bildtafeln, von denen seitdem fast 1300 entstanden sind. Die Tafeln sind in grösseren Gruppen zusammengestellt, und wirken und erklären sich dadurch aus Kontext und Variation. Jakob Roepkes Bildtafeln verstehen sich somit als Teil eines Rhizoms oder Netzwerks von Bildern.
Die akribisch mit Gouache, Tusche und Papier gefertigten Tafeln zeigen wiederkehrende und variierende Motive, Situationen und Themen, oft versehen mit enigmatisch anmutenden Attributen und Symbolen. Jakob Roepkes, an Max Ernst und Hieronymus Bosch erinnernden Darstellungen absurder und traumhafter Situationen eröffnen Assoziationsfelder und Deutungsmöglichkeiten im Sinne von Sprichwörtern, Psychogrammen und Darstellungen von sozialer Interaktion, damit sind die Bilder auch Darstellungen von möglichen inneren Einstellungen, „attitudes“ , zur Welt. Wie in Brueghels Gemälden holländischer Sprichwörter oder in Goyas Caprichos zeigen sie uns die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des menschlichen Daseins.
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